Für das Feuilleton der NZZ habe ich den Jenaer Soziologen Hartmut Rosa interviewen und im Gespräch mit ihm herausfinden dürfen, wie der moderne Mensch vom Stillstand profitiert, welches das neue Coronavirus verursacht hat, und wo die grossen Gefahren lauern.

Textprobe

Mariscal / EPA

„Eine Spaltung zwischen den Generationen liegt im Bereich des Möglichen“ (03. April 2020)

Beschleunigung? Das war einmal. In den letzten Tagen sind viele Agenden leer geworden. Der Soziologe Hartmut Rosa erklärt im Gespräch mit Marie-Joëlle Eschmann, wie der moderne Mensch vom Stillstand profitiert – und wo die grossen Gefahren lauern.

Herr Rosa, Sie befassen sich seit langem mit dem Phänomen der Beschleunigung. Momentan befindet sich die gesamte Welt im Lockdown. Wie ordnen Sie diesen Zustand ein?
Dieser Lockdown ist historisch gesehen ein einzigartiger Vorgang. Die Erfolgsgeschichte der Moderne basiert auf Bewegung. Zuerst kam die Lokomotive, dann kamen die Dampfschiffe und schliesslich die Autos und Flugzeuge. Ich bezeichne diese Entwicklung als «Dynamisierung von Welt». Sie läuft seit dem 18. Jahrhundert ziemlich linear ab. Nichts, nicht einmal Kriege haben diese Logik jemals so spürbar verlangsamen können, denn sogar in Kriegszeiten laufen im Prinzip hochdynamische Prozesse ab. Zu partiellen Verlangsamungen kam es zwar immer wieder einmal: Die Anschläge am 11. September 2001 oder der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull im April 2010 sind Beispiele dafür. Aber ein derartiges Stillstehen des Transportwesens und des sozialen Lebens gab es in diesem Ausmass noch nie in unserer Modernisierungsgeschichte.

Hier geht es zum online Beitrag.

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